Hochsensibilität im Praxisteam: Wenn alles zu viel ist

15.08.2025

Hochsensible Mitarbeiter:innen erkennen und gut begleiten

Vielleicht kennst Du diese Kollegin, die sich alles zu Herzen nimmt. Die jede Veränderung genau hinterfragt, Konflikten lange nachhängt oder sich in hektischen Situationen schneller zurückzieht.

Oder Du kennst das selbst: Wenn Dich Lärm, Druck und emotionale Spannungen innerlich völlig erschöpfen – obwohl Du „nur“ ganz normal gearbeitet hast.

Das alles können Hinweise auf Hochsensibilität sein. In vielen Praxisteams gibt es mindestens ein bis zwei Menschen, die hochsensibel sind – ohne dass es offen ausgesprochen wird. Und das ist kein Makel. Im Gegenteil: Hochsensible Menschen bringen besondere Fähigkeiten mit – wenn sie in einem passenden Umfeld arbeiten dürfen.

Was bedeutet Hochsensibilität im Praxisalltag?

Hochsensible Menschen nehmen Reize intensiver wahr – äußerlich und innerlich. Geräusche, Gerüche, Licht, Stimmungen im Raum, unausgesprochene Konflikte: All das dringt ungefiltert ein und wird tiefer verarbeitet als bei anderen.

Das führt dazu, dass sie oft schneller überreizt sind, sich zurückziehen oder im Trubel innerlich „zumachen“. Gleichzeitig haben viele Hochsensible eine feine Intuition, ein starkes Verantwortungsgefühl und ein Auge für Details.

In einem Praxisalltag mit ständig wechselnden Anforderungen, hoher Taktung und vielen sozialen Kontakten kann das herausfordernd sein – aber auch unglaublich wertvoll.

Hochsensible Teammitglieder erkennen: typische Anzeichen

Hochsensible Mitarbeiter:innen …

  • reagieren empfindlich auf Geräuschkulissen oder Durcheinander
  • arbeiten lieber strukturiert und in ruhiger Atmosphäre
  • brauchen klare Kommunikation und Zeit zum Nachdenken
  • sind oft perfektionistisch und haben einen hohen Qualitätsanspruch
  • ziehen sich zurück, wenn es emotional hoch hergeht
  • wirken manchmal still, empfindlich oder „zickig“ – sind aber innerlich oft einfach überfordert

Das Fatale: In einem dynamischen Praxisteam werden diese Eigenschaften leicht als Schwäche oder Unkollegialität interpretiert. Dabei ist meist genau das Gegenteil der Fall: Hochsensible tragen viel mit – nur eben leise.

Führung und Organisation: Was hochsensible Mitarbeiter:innen brauchen

Wenn Du selbst hochsensibel bist oder Kolleg:innen hast, die sensibel auf Reize reagieren, lohnt sich ein bewusster Blick auf die Arbeitsbedingungen. Hier ein paar Stellschrauben, die Großes bewirken können:

1. Reizreduktion im Praxisalltag ermöglichen

Wo möglich, klare Strukturen schaffen: feste Arbeitsplätze, übersichtliche Abläufe, weniger Hektik. Wenn z. B. konzentriertes Arbeiten an der Abrechnung nötig ist, kann ein ruhiger Nebenraum Gold wert sein.

2. Kommunikationskultur sensibel gestalten

Hochsensible brauchen oft Zeit zum Verarbeiten. Eine Mail mit einer Veränderung kurz vor Feierabend kann sie tagelang beschäftigen. Hier hilft es, Informationen transparent, frühzeitig und respektvoll zu kommunizieren – und Raum für Nachfragen zu geben.

3. Stärken sichtbar machen

Hochsensible sind oft sehr gewissenhaft, mitdenkend, zuverlässig. Lass diese Eigenschaften sichtbar werden – durch passende Aufgaben, die Konzentration und Feingefühl erfordern, wie z. B. Dokumentation, Abrechnung, QM.

4. Rückzugsmöglichkeiten schaffen und normalisieren

Ein kurzer Gang an die frische Luft, zehn Minuten im Sozialraum ohne Gespräch oder Musik – das ist kein Zeichen von Unlust. Sondern ein wichtiger Ausgleich. Wenn so etwas im Team normalisiert wird, entsteht echte Entlastung.

Hochsensibilität verstehen: eine Facette, keine Diagnose

Wichtig ist: Hochsensibilität ist keine Krankheit. Kein Stempel. Und kein Grund für Sonderbehandlung. Aber sie ist eine besondere Art, die Welt zu erleben – und sie verdient Verständnis.

Wenn Teams lernen, diese Unterschiede wahrzunehmen und mit einzubeziehen, entsteht ein besseres Miteinander. Mehr Respekt. Und mehr Raum für unterschiedliche Arbeitsweisen.

Wie Du Hochsensibilität als Führungskraft ansprechen und begleiten kannst

Wenn Du das Gefühl hast, dass eine Kollegin oder ein Kollege besonders fein auf Reize reagiert, lohnt sich ein offenes, wertschätzendes Gespräch. Frag ruhig nach, was sie oder ihn im Arbeitsalltag unterstützt – oft sind es nur kleine Anpassungen, die viel bewirken können: ein ruhigerer Arbeitsplatz, ein klarerer Tagesablauf, ein achtsames Übergabegespräch nach stressigen Situationen.

Auch im Teammeeting kannst Du den Gedanken einbringen, dass Menschen unterschiedlich auf Lärm, Tempo oder emotionale Spannungen reagieren – und dass das weder „falsch“ noch „kompliziert“ ist, sondern einfach menschlich. So entsteht Raum für Verständnis und Austausch – ohne jemanden in eine Schublade zu stecken.

Führung heißt auch: Vielfalt möglich machen

Ein starkes Praxisteam lebt von unterschiedlichen Persönlichkeiten – von den Strukturliebenden und den Improvisationstalenten, von den Stilleren und den Lauteren, den Bedachten und den Schnellen. Hochsensible Mitarbeiter:innen sind Teil dieser Vielfalt. Sie bringen Tiefe, Genauigkeit und ein feines Gespür für Zwischenmenschliches mit.

Wenn Du als Führungskraft diesen Blick eröffnest, entsteht mehr als nur Toleranz – es entsteht echtes Teamverständnis. Und davon profitiert am Ende die ganze Praxis.

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Mein Blog wird mit größter Sorgfalt, nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet. Dennoch übernehme ich, als Autorin, für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen keine Haftung. Beachte bitte zusätzlich die Vorgaben Deiner jeweiligen Kassenzahnärztlichen Vereinigung und Zahnärztekammer.

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